Schwierige Ökumene mit der Orthodoxie
Beziehungen zwischen Rom und dem Patriarchen in Konstantinopel-Istanbul sehr gut, ganz anders die zur orthodoxen Kirche Russlands
Papst Franziskus hat zwei Länder besucht, die nach dem Ende des Kommunismus zur Religion zurückgefunden haben: Bulgarien und Rumänien. Der Kommunismus konnte die Kirchen nicht ersticken. Viele, ehemals zum Sowjetimperium gehörenden Länder, finden durch ihre Kirchen zurück zu ihrer Identität. Da in der Orthodoxie das Prinzip gilt, dass jedes Land einen eigenen Patriarchen und damit eine eigene Kirche hat, sind sie unabhängiger als das für die katholische Bischofskonferenz eines Landes gilt.
Gemeinsam Beten fällt schwer
Es gibt daher auch jeweils ein eigenes Verhältnis zur römischen Kirche. Die Orthodoxe Kirche Bulgariens beteiligte sich nicht an einem Friedensgebet der Religionen auf einem zentralen Platz in Sofia, wo neben der katholischen und der armenischen Kirche Juden und Muslime vertreten waren. Es kam zu einer Begegnung mit dem Patriarchen der orthodoxen Kirche, aber nur zu einem stillen Gebet. Sehr viel positiver war die Aufnahme in Rumänien Anfang Juni. In Rumänien wurde der Papst vom orthodoxen Patriarchen Daniel freundlich aufgenommen. In der neuen Kathedrale der orthodoxen Kirch ein Bukarest kam es zu einem gemeinsamen Gebet von Papst und Patriarch. Als der Papst im Oktober 2016 Georgien besuchte, musste der Patriarch der georgisch-orthodoxen Kirche ein bereits vorbereitetes Gebet mit dem Papst auf Druck von Bischofskollegien absagen.
Unierte Kirchen
In Rumänien wie in der Ukraine gibt es Diözesen, die sich Rom unterstellten, für die orthodoxen Mehrheitskirchen ein Problem, da es eigentlich für jedes Land nur eine Kirche geben sollte. Dies, obwohl diese Bistümer die gleiche Liturgie in der gleichen Sprache wie die orthodoxe Mehrheitskirche feiern. Die mit Rom vereinigten orthodoxen Bistümer werden als „griechisch-orthodox“ bezeichnet. Der Papst hat in Blaj mit ihnen einen Gottesdienst gefeiert, bei dem er sieben Bischöfe, die während der kommunistischen Herrschaft im Kerker verstorben sind, selig gesprochen hat. Diese, mit Rom verbunden, „unierten“ Kirchen waren in kommunistischer Zeit einer besonders heftigen Unterdrückung unterworfen. Auch wenn sie jetzt frei sind, passen diese unierten Kirchen nicht in das orthodoxe Selbstverständnis, das für ein Land nur eine Kirche kennt.
Die Gründe für diesen tiefen Graben zwischen Rom und den orthodoxen Kirche ist historisch begründet. Einmal ist es der 4. Kreuzzug, bei dem die westlichen Truppen 1202 das christliche Konstantinopel plünderten. Im Jahr 1054 hatten Gesandte des Papstes eine Bannbulle in der Kathedrale des Patriarchen auf den Altar gelegt und damit ein Schisma verursacht, das heute nur teilweise geheilt ist. So sind die Beziehungen zwischen Rom und dem Patriarchen in Konstantinopel-Istanbul sehr gut, ganz anders die zur orthodoxen Kirche Russlands.
Putin zum dritten Mal beim Papst, der Papst nicht in Moskau
„In unserer Kirche sind viele Bischöfe, Priester und Gläubige nicht dazu bereit, ihn zu empfangen.“ Das erklärt der „Außenminister“ des Moskauer Patriarchates, der gute Kontakte zur katholischen Kirche pflegt und der Schweizer katholischen Presseagentur ein Interview gab.
Ökumene wäre mit den Orthodoxen Kirchen theologisch sehr viel einfacher als mit den Kirchen der Reformation, da es kaum Lehrgegensätze gibt. Weder im Verständnis der Eucharistie noch bei den anderen Sakramenten gibt es Lehrunterschiede, aber bei der Bestimmung der Rolle des Petrusamtes. So können Bischöfe problemlos in Länder fahren, aber nicht der Papst.
Bericht zusammengestellt von der kath.de-Redaktion, verantwortlich Eckhard Bieger S.J.
Foto: pixabay
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